Gestern sind wir schon um 8:30 in Drymen gestartet. Da der Betreiber unseres B&B uns davor gewarnt hatte, dass das erste Stück des West Highland Way hinter Drymen sehr matschig sei, haben wir Drymen nicht wie vorgesehen in westlicher Richtung verlassen, um den Weg dort fortzusetzen, wo wir vorgestern nach Drymen abgebogen waren, sondern sind auf einem schmalen Sträßchen in nördlicher Richtung aus Drymen hinaus gelaufen.
Zunächst ging die Straße stetig, aber beständig bergauf, bevor sie am Rande des Garadhban Forest eine Kurve nach rechts machte und dann noch ein paar hundert Meter weiter bergauf führte. Nach einer halben Stunde stieß die Straße mit dem West Highland Way zusammen und wir Bogen links ab in den Garadhban Forrest. Hier ging es für eine kurze Weile durch einen Koniferenwald und das Laufen ging gut. Bald lichtete sich der Wald allerdings und gab den Blick frei auf gerodete Hügel.
Wir wurde auch einige Male von Holztransportern überholt. Der Vorteil war allerdings, dass wir nun auch einen schönen Ausblick auf Loch Lomond hatten.
Als wir kurz anhielten, um ein paar Photos zu machen, holte uns ein anderer Wanderer, Daniel, ein, der wie sich herausstellte aus Aachen kam. Er war schwer beladen mit einem 25kg Rucksack und erzählte uns, dass er die 16 km am gestrigen Tag in 3 Stunden gelaufen sei. Er habe aber nichts dagegen, etwas langsamer zu laufen. Zu dritt setzten wir also unseren Weg Richtung Balmaha fort.
Der Weg führte jetzt über offenes Moorland, das von einigen kleineren Bächen durchzogen war. Wir kamen gut voran und freuten uns über die Landschaft und das immer besser werdende Wetter.
Ich war noch nicht ganz sicher, ob ich den Weg über den Conic Hill oder den leichteren Weg über Milton of Buchanan nehmen sollte. Der Betreiber unseres B&B hatte gesagt, dass wir auf den Conic Hill steigen sollten, wenn wir ihn von der Weggabelung, wo es nach Milton of Buchanan links abgehe, sehen könnten. So wollten wir es auch machen. Aber wir sind scheinbar an der Weggabelung vorbei gelaufen, ohne sie zu erkennen. Jedenfalls war irgendwann klar, dass wir schon mitten auf dem Weg über den Conic Hill waren.
Julia und Daniel gingen voraus, ich folgte langsam hinterher. Oben angekommen gab es noch einen 5-Minuten-Abstecher auf den "Gipfel" des Conic Hill. Ich habe ihn mir gespart und bei schönstem Sonnenschein eine kleine Pause mit Kaffee und Energieriegel gemacht, während die beiden anderen noch schnell dort hoch gelaufen sind, um die Aussicht zu genießen. Die Aussicht von meinem Rastplatz am Wegesrand war aber auch schön.
Von hier an ging es über Stock und Stein recht steil den Hügel wieder herunter.
Gegen Mittag erreichten wir auch schon Balmaha und hatten damit die Hälfte der Strecke geschafft. Im Oak Tree Inn stärkten wir uns mit einer Tomatensuppe und trafen auch zwei Amerikaner aus Colorado wieder, denen wir schon gestern begegnet waren.
Nach einer eher kurzen Pause starteten wir auf die zweite Etappe. Der Reiseführer schrieb dazu:
"This is the first 11 km of interesting walking along the "bonnie banks" of Loch Lomond. There are no major climbs though the path does rise and fall many times ..."
Direkt hinter Balmaha kam dann aber doch wieder ein Anstieg und es sollte noch der geringste von Anstiegen sein, die noch kommen sollten. Für diesen Anstieg wurden wir aber mit einem sehr schönen Ausblick auf Loch Lomond entlohnt.
Zum Glück folgte der Pfad dann tatsächlich eine ganze Weile dem Ufer des Loch Lomond und führte teilweise sogar über den Strand.
Kurze Zeit später traf der Weg allerdings auf die Straße und folgte dieser eine ganze Weile, bevor es links wieder in den Wald und auch wieder bergauf ging. Aber die Steigung hier war noch erträglich.
Leider war mir mein Wasser ausgegangen, so dass ich schon befürchtete den Rest des Weges bis Rowardennan nichts mehr zu trinken zu bekommen. Aber zum Glück gab es am Campingplatz in Cashel einen kleinen Laden, wo ich mich mit zwei gekühlten 0,5 l Wasserflaschen ausstatten konnte.
Es folgte der nächste kleine Anstieg und ich dachte, dass es doch jetzt endlich mal ein Ende haben könnte mit dem ewigen auf und ab. "No major climbs" stand doch im Reiseführer - "rises and falls many times" empfand ich als Untertreibung des Jahrhunderts und dabei sollte der schlimmste Anstieg noch kommen.
Kurz hinter Sallochy wandte sich der Pfad vom Ufer ab und führte wieder in den Wald - und zwar steil den Hügel hoch. Selbst im Reiseführer stand auf der Karte an dieser Stelle "Stiff 90m climb". Ich quälte mich den Hügel hoch, Julia und Daniel kletterten wie die Gemsen voran. An dieser Stelle finden gerade Bauarbeiten statt - es werden Stufen angelegt, so dass man hier in Zukunft vielleicht etwas leichter raufkommt.
Als Entschädigung führte der Pfad dann ein kurzes Stück über Holzstege durch mooriges Gelände. Hinter der Mill of Ross überquerte der Weg einen Fluss. Bis Rowardennan sollten es von hier laut Schild noch zwei Meilen sein. Nun folgte ein Abschnitt, der im Reiseführer auf der Karte mit der Bemerkung "Tiring, undulating path" versehen war. Und so war es auch - rauf und runter und wieder rauf. Und wieder runter und wieder rauf. Mehr als einmal dachte ich mir "Ich hasse Wandern".
Irgendwann nach insgesamt sieben Stunden Laufen haben wir Rowardennan dann doch erreicht. Ich war noch nie so froh, meine Stiefel ausziehen zu können. Nach einer warmen Dusche sah die Welt auch schon wieder besser aus. Und es gab ja auch das Drei-Gänge-Menü, auf das ich mich freuen konnte.
Irgendwann nach insgesamt sieben Stunden Laufen haben wir Rowardennan dann doch erreicht. Ich war noch nie so froh, meine Stiefel ausziehen zu können. Nach einer warmen Dusche sah die Welt auch schon wieder besser aus. Und es gab ja auch das Drei-Gänge-Menü, auf das ich mich freuen konnte.
Daniel hatte sich statt zu zelten auch in der Jugendherberge eingemietet und so haben wir gemeinsam gegessen und danach mit einem Bier auf dem Sofa in der Lounge gesessen, die Füße hochgelegt und den Ausblick auf Loch Lomond genossen.
Nach diesem anstrengenden Tag war ich froh gegen zehn Uhr ins Bett zu fallen. Leider war die Nacht nicht so erholsam, weil im Zimmer gegenüber eine Schülergruppe bis halb drei morgens ziemlichen Lärm machten und durch ein kleines Fenster über der Tür das Notlicht auf dem Flur auch unser Zimmer erhellte.
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