Loch Lomond

Loch Lomond

Montag, 2. Juni 2014

Fort William & Mallaig

Am Freitagmorgen haben wir das offizielle Ende des West Highland Way dann doch noch gefunden. Wir haben's geschafft!


Den restlichen Tag haben wir dann für einen Ausflug mit dem Zug nach Mallaig genutzt. Die West Highland Line und insbesondere das Stück von Fort William nach Mallaig sind eine der schönsten Bahnstrecken der Welt. Auch wenn ich dieses Mal nicht mit dem Jacobite Steam Train (aka der Harry  Potter-Zug) gefahren bin, war die Fahrt traumhaft. 






In Mallaig haben wir uns die zweieinhalb Stunden bis zur Rückfahrt am Hafen und später in einem Café vertrieben. Im Hafenbecken schwamm ein Seehund!




Kinlochleven - Fort William

Am Donnerstagmorgen wachte ich erkältet auf. Und das am letzten Tag unserer Wanderung, wo noch 24 km bis nach Fort William vor uns lagen. Nach kurzem Überlegen habe ich mich entschlossen trotz Erkältung zu laufen. Diese Entscheidung habe ich schon nach kurzer Zeit bereut, denn aus Kinlochleven raus ging es erstmal wieder recht steil bergauf. Der Reiseführer schreibt 

"It's a long sustained 250 m climb out of Kinlochleven on a steep winding trail ..." 

In der Tat. Mit sehr vielen Pausen und viel Trinken habe ich es dann aber doch geschafft. 

Blick zurück auf Kinlochleven

Oben angekommen wurde der Pfad auch breiter und das Laufen einfacher. Trotzdem blieb es für mich wegen meiner Erkältung anstrengend und ich machte mir Sorgen, wie ich es überhaupt bis nach Fort William schaffen sollte. 


Die erste "Sehenswürdigkeit" auf dem Weg waren zwei alte verfallene Farmhäuser. 


Ansonsten war die Landschaft zwar schön, aber recht monoton. 


Aber ich sollte mich nicht beschweren, denn als die Landschaft sich änderte, tat sie dies nicht zum Besseren - wir liefen nun durch ein abgeholztes Waldgebiet.



Auf etwa der Hälfte der Strecke erreichten wir eine Informationstafel, an der wir längere Zeit Rast machten. Von hier aus hätte man eine Abkürzung nach Fort William nehmen können, aber trotz Erkältung entschied ich mich dagegen - jetzt wollte ich den West Highland Way auch auf dem "richtigen" Weg zu Ende gehen. 

Direkt hinter unserem Rastplatz stieg der Weg erstmal wieder ein Stückchen an und ich musste mich wieder quälen. Aber Julia lief dankenswerterweise hinter mir her und ließ mich nicht im Stich. Es lohnt sich auch, denn nach einiger Zeit kam im Norden Ben Nevis in Sicht.




Kurze Zeit später ging es vom offenen Gelände in den Wald. Zunächst war der Pfad schmal und führte bergab, zum Schluss über eine Treppe und einen kleinen Fluss. Danach ging es wieder bergauf. 



Im Reiseführer stand es käme nun noch ein "unwelcome steep but short climb". Dieser kam dann aber erst, als wir wieder aus dem Wald heraus waren. Er war in der Tat steil und unwillkommen. Aber zur Belohnung ging es von dort an auf einem breiten Schotterpfad nur noch bergab. 

Blick auf Glen Nevis

Anstatt auf dem West Highland Way zu bleiben liefen wir nach Glen Nevis rein. Daniel, um sein Zelt aufzubauen, Julia & ich, um im Glen Nevis Restaurant & Bar etwas Warmes zu trinken und uns für die letzten paar Kilometer nach Fort William zu stärken. Ich konnte die Pause gut gebrauchen. 


Als wir auf dem Campingplatz ankamen, war Daniel's Zelt schon aufgebaut, aber er wollte noch auf zwei andere Mitwanderer warten, bevor er seinen Weg bis zum Ziel fortsetzte. Also liefen Julia und ich erstmal allein weiter. Die Verabredung war, dass wir erstmal zu unserem Hostel laufen würden und sich die anderen melden würden, wenn sie in Fort William angekommen wären, sodass wir gemeinsam durchs Ziel laufen könnten. 

Der Weg rein nach Fort William zog sich. Immer an der Straße lang. Irgendwann haben wir Fort William dann aber doch erreicht und bald auch das ursprüngliche Ende des West Highland Way. 


Unser Hostel haben wir gut gefunden und uns erstmal ermattet auf unsere Betten geschmissen. Wir hatten ja ein bisschen Zeit bis wir wieder los wollten, um die anderen zu treffen. Nach einiger Zeit kam dann aber eine SMS von Daniel, dass es heute Abend nichts mehr würde. Julia und ich zogen daher alleine los, um Essen zu gehen und nach der Statue am Ende des West Highland Way zu suchen. Wir haben sie nicht gefunden. In unserem Buch sah es so aus, als ob die Statue vor dem indischen Restaurant käme, das wir uns ausgesucht hatten - tatsächlich kam sie aber erst danach. 

Die "Highstreet" von Fort William



Kinlochleven - Fort William auf einer größeren Karte anzeigen

Altnafeadh (Devil's Staircase) - Kinlochleven

Am Mittwoch Morgen haben Julia und ich uns um 9:30 Uhr vom Taxi zum Fuß des Devil's Staircase fahren lassen - das Stückchen von Kingshouse bis hier her haben wir uns mit Rücksicht auf Julia's Fuß geschenkt. 



Am Parkplatz unterhalb des Devil's Staircase wartete auch schon wie verabredet Daniel auf uns. Gemeinsam haben wir uns noch vor 10 Uhr auf den Weg den Devil's Staircase hinauf gemacht. Julia und Daniel liefen wieder zügig voran und ich folgte mit vielen Pausen langsam hinterher. Zum Glück sollte dieser Anstieg der einzige ernstzunehmende Anstieg des Tages sein und oben angekommen haben wir erstmal eine kurze Pause gemacht und die Aussicht genossen. 






Danach ging es auf relativ schmalem Pfad erstmal bergab und trotzdem liefen Julia und Daniel mir wieder "davon" - wie sie bergab auch noch schneller sein können als ich, wird mir ein Rätsel bleiben. :-) Der Pfad war aber auch nicht immer leicht zu gehen, denn er war oft mit Steinen jeder Größe übersät, sodass man recht vorsichtig gehen musste. 






Nach kurzer Zeit kam rechts vom Weg das Blackwater Reservoir ins Sicht.


Der Pfad führte (mit kleineren Zwischenanstiegen) größtenteils über viele Steine bergab. 




Kurz bevor wir Kinlochleven erreichten machte "The Ice Factor" am Wegesrand schon Werbung für Kaffee und Kuchen, lokale Biere und Compeed-Blasenpflaster. 


Irgendwann ging es dann links ab auf einen breiteren, befestigten Weg, der steil nach unten ins Tal Richtung Kinlochleven führte. 


Unterwegs kamen wir auch noch an den großen Rohren vorbei, die früher Wasser aus dem Blackwater Reservoir zur Aluminiumhütte von Kinlochleven leiteten. 



In Kinlochleven angekommen (nach 3 Stunden und 18 Minuten), beschlossen wir, zunächst The Ice Factor einen Besuch abzustatten und dort gegebenenfalls eine Kleinigkeit zu essen. Neben mehreren Indoor-Kletterwänden gibt es bei The Ice Factor auch eine Indoor-Eiskletterwand. Julia war sofort ganz begeistert, weil sie immer schon mal Eisklettern ausprobieren wollte und entschied sich, eine Einführungsstunde mit Climbing Instructor zu nehmen. Ich setzte mich derweil mit meinem Buch vor das Fenster zur Eiskletterwand, las weiter in meinem Buch und guckte Julia beim Klettern zu.

Nachdem Julia mit dem Klettern fertig war, haben wir noch kurz ein paar Kleinigkeiten eingekauft, bevor wir zum MacDonald Hotel gelaufen sind. Unser Zimmer dort war ganz schön und die beiden Bars waren auch nett. Nachdem wir Daniel auf dem Campingplatz hinter dem Hotel besucht hatten, gingen wir in einer der beiden Bars Abendessen. Für mich gab's Hähnchenbrust gefüllt mit Haggis und Whiskeysauce :-)



Später gesellte sich auch Daniel auf ein Bier dazu und wir unterhielten uns noch eine ganze Weile angeregt. Zum Abschluss gab's dann noch einen schönen Sonnenuntergang mit Blick auf Loch Leven. 






Karte Altnafeadh - Kinlochleven


Altnafeadh - Kinlochleven auf einer größeren Karte anzeigen

Inveroran Hotel - Kingshouse

Dienstag sollte eigentlich einer unserer Ruhetage sein - für mich wurde es dann aber doch ein Wandertag:

Als wir morgens um sieben die Vorhänge aufzogen, war der Himmel strahlend blau. Da die Etappe von Bridge of Orchy nach Kingshouse über das Rannoch Moor, die wir am Montag auslassen mussten, der Teil der ganzen Wanderung war, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, habe ich beschlossen wenigstens einen Teil doch noch zu wandern. Julia konnte leider nicht mitkommen, da ihre Sehne immer noch so entzündet und geschwollen war, dass sie sie lieber noch einen Tag schonen wollte, um die letzten beiden Etappen nicht zu gefährden. Also habe ich ein Taxi organisiert, das mich bis zum Inveroran Hotel zurückgefahren hat. Auf dem Weg dorthin haben wir noch zwei weitere Wanderer am Kingshouse Hotel abgesetzt. Am Kingshouse Hotel habe ich durch Zufall Daniel wieder getroffen, mit dem wir uns eigentlich für den nächsten Tag dort verabredet hatten, um die letzten beiden Etappen zusammen zu laufen. Angesichts von Julia's entzündeter Sehne hatten wir beide aber schon überlegt, die ersten paar Kilometer der Etappe Kingshouse - Kinlochleven auszulassen und uns vom Taxi direkt unterhalb des Devil's Staircase absetzen zu lassen. Hätte ich Daniel nicht zufällig getroffen, hätten wir allerdings bis nach Kingshouse zurückfahren müssen, um ihn dort zu treffen. So konnte ich mit ihm verabreden, dass wir uns unterhalb des Devil's Staircase treffen. 

Die Fahrt zum Inveroran Hotel dauert etwa 30 Minuten und ich musste - da die beiden anderen Wanderer ja auch schon etwas für das Stück bis Kingshouse bezahlt hatten, nur 25 Pfund bezahlen (auf der Internetseite des Taxiunternehmen sind für diese Strecke 35 Pfund angegeben).

Um kurz nach halb elf machte ich mich vom Inveroran Hotel auf den Weg. Dieser folgte zunächst einer schmalen geteerten Straße und nach wenigen hundert Meter kam links der Straße eine Gruppe Hirsche und Rehe in Sicht - die ersten, die ich auf der Wanderung zu sehen bekam. Kurz danach ging es über eine Brücke und wenige Meter später stand ich vor einem Tor mit einem Schild, das darauf hinwies, dass hier die Drove Road, die alte Viehtreiberstraße, nach Glencoe began.







Die Drove Road ist immer noch ein gut befestigter Weg, auf dem ich trotz leichter Steigung gut vorankam. Gedanken darüber ganz allein mitten in der Wildnis zu sein, braucht ich mir auch nicht zu machen, da vor und hinter mir noch viele andere Wanderer waren - die Bilder täuschen insofern. Dennoch waren die Abwesenheit jeden Zivilisationslärms und natürlich auch die Aussicht atemberaubend.














Etwa eine halbe Stunde bevor ich Ba Bridge erreichte wurde die Stille jedoch vom Lärm zweier Kampfflugzeuge durchbrochen, die im Tiefflug über Rannoch Moor flogen. Julia hatte auch schon am Loch Lomond Tiefflieger gesehen, ich hatte sie aber bislang nur gehört.


Nach dieser kurzfristigen Ruheestörung konnte ich aber wieder die Stille des Rannoch Moor genießen.












Unmittelbar vor Ba Bridge war eine windgeschützte Stelle, wo ich Rast gemacht und mich mit einem älteren Ehepaar aus Plymouth einige Minuten unterhalten habe. Während ich dort saß, konnte ich zwei kleine Vögelchen fotografieren, die um unseren Rastplatz herumflogen bzw. -liefen.








Hinter Ba Bridge kam nach kurzer Zeit links ein Weg, der zu der Ruine von Ba Cottage führte. Sofern Zelten hier erlaubt sein sollte, ist an der Ruine ein sehr guter Platz: fester Untergrund und ein Flüsschen in unmittelbarer Nähe.





Ich kehrte wieder auf den Hauptweg zurück und setzte meine Wanderung Richtung Kingshouse fort. Die Aussicht blieb beeindruckend. Die Bilder täuschen allerdings in einer Hinsicht - es war sehr viel los auf diesem Abschnitt: kurz vor dem Beginn des Anstiegs zum höchsten Punkt der hiesigen Etappe habe ich eine große Gruppe von Wanderern passieren lassen und bin erst wieder weitergelaufen, als sie zwar noch in Sicht-, aber nicht mehr in Hörweite waren.




Vom höchsten Punkt des Weges (445 Meter) führte ein kleiner Abstecher noch etwas höher zu diesem Steinhaufen (Cairn), der in Erinnerung an Peter Fleming, dem Bruder von Bond-Autor Ian Fleming, errichtet worden ist, der hier 1971 starb. Das Land, über das der Weg heute führt, gehört zum Blackmount Estate, der im Besitz der Familie Fleming ist. 




Die Aussicht von hier oben war grandios - allerdings konnte man von hier aus auch schon wieder die A82 sehen ;-)


Ab diesem Punkt führte der Weg sanft hinab ins Tal von Glen Coe, wo bald schon der unverkennbare Buachaille Etive Mor ("The Great Herdsman of Etive") in Sicht kam. 



Gegen 15 Uhr erreichte ich das Blackrock Cottage, welches dem Ladies Scottish Climbing Club gehört und wo man nach Voranmeldung auch für sehr wenig Geld übernachten kann. 


Vom Blackrock Cottage waren es nur wenige hundert Meter bis zu A82, die überquert werden musste, bevor es auf die letzten paar Meter zum Kingshouse Hotel ging. Dort kam ich gegen 15:30 Uhr an. Erstmal habe ich versucht mit meinem Handy Empfang zu bekommen, um das Taxi zurück zum Clachaig Inn zu bestellen. Aber ich hatte kein Glück. Also habe ich in der Climbers Bar ein Pint Cider getrunken und dort darum gebeten, dass man das Taxi für mich bestellt. Das hat super funktioniert und ich bekam die Mitteilung, dass das Taxi um 16:45 Uhr da sein würde. Also habe ich mir noch ein Pint bestellt und die Zeit in der wirklich sehr gemütlichen Bar vertrödelt. Das Taxi kam dann sehr pünktlich und brachte mich - weil es auch noch andere Wanderer abzusetzen hatte - für nur 10 Pfund zurück zu unserer Unterkunft.